Stehlampe aus Omas Zeiten, daneben angedeutete Plüschsessel, ein Schlagzeug und eine Auswahl verschiedenster E-Gitarren. Kein Zweifel: Das Affentheater hält Einzug. Das 12. Affentheater-Programm „Der Letzte macht dat Licht aus“ mit Herbert Knebel, Ernst Pichel, Ozzy Ostermann und „der Trainer“.
Herbert Knebel beschreibt liebevoll, wie er bei akutem Fernweh „nachm Essener Hauptbahnhof“ geht, um den Zügen hinterher zusehen und welche Geruchsnuance das Klärwerk in seiner Straße abgibt, bei dessen Anblick er sich gleich zu Hause fühlt. Auch beichtet er in einem Song an seine Frau Guste einen Seitensprung mit ihren drei Schwestern. Hart aber herzlich, wie es im Ruhrgebiet üblich ist, mit einem Schuss Ironie. Wortbeiträge Knebels, in denen er an das Gemisch aus Zigarettenqualm, Benzin und Schweiß „dammals“ auf der Urlaubsreise nach Italien im Familienauto erinnert, wechseln mit musikalischen Rock-Einlagen seiner Combo. Die Zuschauer klatschen mit, als die von der Melodie her bekannten Rockklassiker mit dem Knebel-Text aus den Lautsprechern dröhnen. Auch bietet Ozzy Ostermann im aktuellen Programm einen Solo-Auftritt im feinsten „Wollwort-Hemd“, mit dem er den weiblichen Teil im Publikum beeindrucken möchte, was erstaunlicherweise nicht ganz gelingt.
Das Licht geht noch lange nicht aus
Was modern ist, außergewöhnlich oder gar unfassbar, bringt Herbert Knebel seit mittlerweile 20 Jahren zurück auf den Boden der Tatsachen. Kein Trend bleibt ungeschoren, kein Zipperlein kommt zu kurz, keine Schrulle bleibt im Dunkeln. Was meist zu Erkenntnissen führt, die auch noch im richtigen Leben Gültigkeit behalten. Knebel verknüpft seine Geschichten ganz locker zu einem Gesamtbild des Ruhrgebiets und seiner Bewohner, einfacher Leute, deren Gewitztheit man besser nicht unterschätzen sollte. Er beherrscht die hohe Kunst der Übertreibung, verdreht die Perspektiven und zimmert seine Sprachbilder so virtuos verkehrt, dass man oft zweimal hinhören muss – und dann umso befreiter auflacht.